Die “English Paper Piecing”-Methode (EPP) – Teil 1 – Patchwork mit der Hand nähen

Vor einer Weile hatten wir auf diesem Blog ja schon mal das Thema "Foundation Paper Piecing" besprochen, nicht zu verwechseln mit dem "English Paper Piecing", denn die beiden Methoden haben nichts gemeinsam, außer dass man Papier-Schablonen als Hilfsmittel benutzt. 

Was ist denn eigentlich "English Paper Piecing"?

Ganz einfach gesagt: beim “English Paper Piecing” – oder EPP – legt man Stoffstücke um Papierschablonen herum, heftet sie auf der Rückseite und näht dann die so geformten Teile mit möglichst unsichtbaren Stichen mit der Hand zusammen. Die meisten fangen an mit Hexagonen (Sechsecke), aber es gibt auch ganz viele andere Formen, die für EPP-Projekte benutzt werden, wie Dreiecke, Rauten, Fünfecke, Diamanten, Honigwaben, …

English Paper Piecing Anleitung - Patchwork mit der Hand nähen

Warum mit der Hand nähen?

Aber jetzt mal im Detail: eine EPP-Anleitung

Wir starten mal mit einem ganz einfachen und typischen Anfänger-Projekt: dem 1 Inch Hexagon oder Sechseck. Das heißt, die einzelnen Seiten des Hexagons sind jeweils 1 Inch lang, wobei das Hexagon im Ganzen 2 Inch x 1,75 Inch misst. Standardmäßig wird aber die Länge der Seite angegeben, damit man die einzelnen Teile bei komplexeren Mustern schneller mit anderen Formen kombinieren kann. Zum Beispiel weiß ich sofort, dass ich ein 1 Inch Hexagon an eine 1 Inch Raute ansetzen kann.
Mit dem Hexagon fängt man auch deshalb gerne an, weil es nur stumpfe Kanten hat und die Nahtzugabe dadurch nicht über den Rand der Form hinaussteht. Wie sich das in der Praxis bemerkbar macht, wirst du gleich beim folgenden Beispiel und in Teil 2 der EPP-Anleitung sehen.

Material

Erstmal brauchst du also eine Papier-Schablone, ein Stück Stoff, Nadel & Faden. Die Schablonen kannst du in den unterschiedlichsten Größen und Formen kaufen, meist in Sets zu +/- 100 Stück. Sie bestehen aus festem Papier und sind vorzugsweise mit Laser geschnitten, also sehr akkurat.

Zum Üben, und wenn du jetzt sofort loslegen möchtest, kannst du dir die Schablonen natürlich auch selber schneiden. Achte darauf, dass sie wirklich exakt gleich groß sind, sonst passen die Ecken später nicht schön aufeinander. Je nach Form ist es kein Problem, die Schablonen schnell und effizient selber zu schneiden, aber leider nicht unbedingt bei Hexagonen. Ich habe dir eine PDF-Vorlage erstellt, die du dir hier runterladen kannst:

Ich empfehle dir, die Vorlage auf etwas festeres Papier zu drucken, etwa 120g – 180g. Nutze am besten ein Lineal und ein Messer, schneide entlang der Linien und lasse rundherum entlang der Markierung einen Rand ungeschnitten, damit dir die Teile nicht sofort durch die Gegend fliegen. Die kleinen Dreiecke zwischen den Hexagonen kannst du entsorgen.
Wenn du die Hexagone anschließend mit einem kleinen Loch in der Mitte versiehst, kannst du sie später einfacher aus dem Stoff entfernen.

Das Stoffstück sollte etwas größer sein als die Papier-Vorlage, die Nahtzugabe wird etwas größer eingeplant als beim Nähen mit der Maschine, ca. 3/8 Inch – 1/2 Inch (oder etwa 1 cm). Für meine 1 Inch Vorlage habe ich mir Stoffstücke in 2,5 Inch x 2,75 Inch geschnitten. Du wirst aber schnell merken, ob diese Größe für dich angenehm ist, eine feste Regel gibt es nicht. Du kannst das Stoffstück in die Form der Papier-Vorlage schneiden, aber in der Regel ist das nicht nötig. Bei Hexagonen arbeite ich mit rechteckigen Stoffstücken. Auf jeden Fall sollte die Nahtzugabe auch nicht zu groß sein, damit du später keine Probleme bekommst, die Papier-Schablone wieder zu entfernen. Suche dir eine Nähnadel, die dir bequem in der Hand liegt, und ein Stück Nähgarn und los geht’s.

Vorbereitung der Formen

Ich zeige dir hier, wie ICH beim EPP vorgehe, aber wie bei vielen Dingen gibt es nicht die eine, richtige Methode. Meine Kundinnen haben viele  andere Vorgehensweisen, die ich dir später noch erklären werde, und du wirst mit der Zeit sicherlich deine eigene entwickeln.

Lege die Papier-Schablone einigermaßen mittig auf die linke Seite deines Stoffstücks. Falte erst eine Seite des Stoffes um die Kante der Schablone und dann die zweite. Ich kann das am besten, in dem ich beides in der Hand halte und die Falte mit dem Daumen festhalte. Dann steche ich mit der Nadel kurz vor der Falte in den Stoff ein und hinter der Falte wieder raus und gehe dann nochmal durch die beiden gleichen Einstichstellen und ziehe den Faden fest (am besten hälst du das Fadenende mit deinem Daumen fest, damit du es nicht aus Versehen, direkt wieder rausziehst). Ich nähe mir praktisch eine Schlaufe, dadurch rutscht der Faden später nicht einfach wieder raus, obwohl ich ihn nicht verknote. Bleibe mit deiner Heftnaht eher am Rand der Form, dann kannst du später die Schablone leichter entfernen.

English Paper Piecing Anleitung - Patchwork mit der Hand nähen
English Paper Piecing Anleitung - Patchwork mit der Hand nähen
English Paper Piecing Anleitung - Patchwork mit der Hand nähen

Ich nutze für diese Anleitung einen schwarzen Faden, damit du siehst, was ich mache. Normalerweise würde ich mich für einen Faden in der Farbe des Stoffs entscheiden. Das kannst du davon abhängig machen, ob du den Heftfaden später im Stoff belassen oder wieder rausziehen möchtest. In dem Fall kannst du natürlich nehmen, was du willst.

English Paper Piecing Anleitung - Patchwork mit der Hand nähen
English Paper Piecing Anleitung - Patchwork mit der Hand nähen

Arbeite dich nach diesem Schema um deine Schablone herum: falte die Stoffkante um und nähe die neu entstandene Falte fest. Beim letzten Knick schiebe ich den Stoff mit dem Fingernagel unter die allererste Falte, so sehen alle Seiten gleich aus. Gewöhne dich am besten gleich von Anfang an daran, immer in die gleiche Richtung zu arbeiten und immer auf der gleichen Seite der Schablone anzufangen. Bei Hexagonen spielt das keine große Rolle, aber zum Beispiel bei Dreiecken oder Rauten sollten die Nahtzugaben alle in die gleiche Richtung zeigen. Dazu mehr in Teil 2 der EPP-Anleitung.

Ich verknote den Faden an dieser Stelle nicht, sondern lasse ihn einfach ein Stück hängen und bügle dann mein Hexagon, um schöne, scharfe Kanten im Stoff zu haben. Das macht die weitere Verarbeitung wesentlich leichter und gleichmäßiger.

Aneinandernähen der einzelnen Teile

Wie geht’s weiter? Die einfachste Form, die du mit deinen Hexagonen erstellen kannst, ist eine Blume. Dazu brauchst du insgesamt sieben Hexagone – eins für die Mitte und sechs für die “Blütenblätter”.

Nimm zwei der Hexagone und lege sie rechts auf rechts aufeinander. Es liegt in der Natur der Sache, dass in diesem Fall alle Kanten bündig sind (oder sein sollten!). Fädele einen farblich passenden Faden in deine Nähnadel und verknote ein Ende. Beginne an einer Ecke. Als Rechtshänderin ist das bei mir die rechte Ecke. Zu Beginn stehe ich von unten in die Falte, in der Hoffnung, das später der kleine Knoten darin verschwindet. Dann steche ich, ebenfalls ganz in der Ecke, in das zweite Hexagon. Von jetzt an arbeite ich mich mit einem Überwendlingsstich an der Kante entlang: ich steche von unten nach oben durch beide Hexagone, vorbei an der Papier-Schablone (NICHT DURCH die Schablone!) und nehme dabei immer nur 2-3 Fäden des Stoffs mit, also wirklich sehr wenig. Die Stiche setzen ich auch relativ eng, ca. 1 mm auseinander. Wenn ich am Ende der Kante angekommen bin, steche ich wieder in die äußerste Ecke und verknote den Faden. So arbeite ich mich voran, bis ich alle Teile des Blümchens aneinander genäht habe. Von der Vorderseite sind meine Nähte so praktisch unsichtbar.

Es ist übrigens kein Problem, wenn du manche Teile etwas biegen oder knicken musst, um die Kanten zum Nähen gerade aufeinander zu legen, und für so einfache Projekte spielt es auch keine Rolle, in welcher Reihenfolge du die Teile aneinander nähst. Sollte die bei komplexeren Mustern wichtig sein, wird dir das in der Anleitung gesagt.

Und jetzt? Faustregel ist, dass man die Papierschablone entfernen kann, sobald alle Seiten der Form an ein anderes Teil angenäht worden sind, also zum Beispiel das mittlere Teil der Blume, wenn alle Blütenblätter angenäht sind. Das hat bei größeren Projekten den Vorteil, dass man lange nicht so viele Papierschablonen braucht, wie es Teile im Muster gibt, und ohne das Papier wird das Projekt auch leichter.

Bist du fertig mit deinem Projekt, solltest du es kräftig bügeln, aber ohne Dampf, damit sich deine Schablonen nicht auflösen ;-) Jetzt mußt du dich entscheiden, ob du die Heftfäden in deiner Arbeit belassen oder entfernen möchtest. Belässt du die Fäden in der Arbeit, sorgen sie bei der weiteren Verarbeitung für Stabilität. In diesem Fall entfernst du die Schablone am besten mit einer Häkelnaden und mit Hilfe des Lochs, das du vorher reingestanzt hast, oder du schiebst die Häkelnadel vorsichtig um die Kante der Schablone und holst sie so heraus. Entfernst du die Heftfäden, kannst du auch die Papier-Schablonen einfach herausnehmen. Natürlich holst du zum Schluß auch alle Schablonen aus den Randteilen.

English Paper Piecing Anleitung - Patchwork mit der Hand nähen

Alternative Methoden

Wie schon gesagt, gibt es viele Möglichkeiten, ans Ziel zu kommen. Hier sind ein paar Alternativen, die du vielleicht bevorzugst:

Und was mach ich jetzt damit?

Das fragst du dich jetzt vielleicht, wenn du dir dein Blümchen so ansiehst. Natürlich kannst du dir mit dieser Technik einen kompletten Quilt nähen. Einige Kundinnen nähen zum Beispiel den La Passion Quilt, der aus über 17.000 kleinen Hexagonen besteht.

Aber du kannst auch erstmal klein anfangen! Nutze deine Blume als Applikation, um damit ein Täschchen, ein Nadelkissen oder eine Kissenhülle zu verzieren, probiere andere Formen aus, erstelle deine eigenen Muster, nähe dir einen Mini-Quilt, den du in einen Stickrahmen spannst und an die Wand hängst.

Und was habe ich mit meiner Blume aus der Anleitung gemacht? Ich habe ENDLICH das English Paper Piecing Travel Kit von Haley @ Red-Handled Scissors genäht, das stand schon ewig auf meiner To-Do-Liste. Die Tasche ist super schön und praktisch, wenn man sein EPP-Projekt mitnehmen möchte. Sie hat drei geräumige Fächer, es passen sogar Charm Packs rein, Fat Quarter, die Papier-Schablonen, Schere, Nadel-Etui, Garnrolle, was man halt so braucht :-)

» Hier geht’s zur Anleitung.

English Paper Piecing Anleitung - Patchwork mit der Hand nähen
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English Paper Piecing Anleitung - Patchwork mit der Hand nähen

Und hier kannst du dir das Ganze nochmal als Video ansehen:

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Alternativ kannst du auch diesen Link benutzen, der dich direkt zum Video auf die Website des Videoanbieters bringt: https://www.youtube.com/watch?v=lCWyGlvQ7PY

Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Hier haben wir ein paar tolle Beispiele zur Inspiration gesammelt. Klick auf die Bilder, um auf den Webseiten der fleißigen Näherinnen und Näher mehr zu erfahren:

Du willst wissen, wie's weiter geht?

Im nächsten Beitrag zeige ich dir, wie du nicht nur Hexagone, sondern auch andere Formen nähst. Außerdem gibt’s ein kleines Projekt in Form eines Miniquilts für die Wand:

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